04. Sep. 2025

AI KI Worflow Prozesse

Wie autonome KI-Agenten Arbeit neu organisieren – und was das für Agenturen, Kunden und Kreative bedeutet.

Jasper von Bock

Lieber Leser, liebe Leserin,

kürzlich bekam ein Kollege eine Mail, Betreff: „Dein Task wurde vom Agent übernommen.“

Absender: nicht die Kollegin, sondern ihr „AI Agent“. Kein Mensch, kein Team. Sondern ein automatisierter Assistent, der eine Anfrage entgegennahm, analysierte, kategorisierte – und gleich mehrere Lösungsvorschläge lieferte. Stilistisch sauber. Inklusive Quellen. Innerhalb von fünf Minuten.

Ich war beeindruckt.

Und ehrlich gesagt auch ein bisschen irritiert.

Denn plötzlich war klar:

Hier schreibt kein Mensch. Aber es fühlt sich verdammt nah dran an.

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Die Informationssuche verändert sich – leise, aber radikal

Willkommen im Zeitalter der AI Agents – autonomer, spezialisierter KI-Einheiten, die nicht nur Aufgaben beantworten, sondern Prozesse übernehmen.

Sie recherchieren, analysieren, schreiben, verhandeln, planen, bauen. Und das nicht isoliert – sondern in Zusammenarbeit mit anderen Agenten, APIs und Menschen.

Was mit Custom GPTs begann, ist längst in Bewegung:

Mit Tools wie AutoGPT, AgentGPT, CrewAI, LangGraph, MetaGPT oder OpenInterpreter entstehen ganze Agenten-Ökosysteme.

Nicht mehr ein Bot – sondern ein kleines Team aus digitalen Spezialisten.

Beispiel?

Ein einzelner Prompt kann auslösen:

  • Agent 1 analysiert einen Markt
  • Agent 2 erstellt eine SWOT
  • Agent 3 schreibt das Pitchdeck
  • Agent 4 prüft CI-Vorgaben
  • Agent 5 bereitet eine Mail vor

Und alles läuft automatisch – asynchron, effizient, oft verblüffend präzise.

 

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Der Agent als neues Interface

In vielen Startups ersetzt ein AI Agent bereits den klassischen Briefing-Prozess.

Der User beschreibt ein Ziel („Ich brauche eine Kampagne für Produkt XY“), und ein Agententeam organisiert sich selbst: Copywriting, Visuals, Channel-Ausspielung, AB-Test-Ideen – alles inklusive.

Im Backend orchestrieren Modelle wie GPT-4o, Claude 3, Gemini 1.5 oder Mistral die Aufgaben. Im Frontend entstehen Tools wie:

  • Personal.ai – dein Gedächtnis-Agent
  • Dust.tt – kollaborative Agenten für Teams
  • Superagent.sh – Agentenbaukasten für Entwickler
  • Devin (Cognition Labs) – der erste autonome Developer-Agent


Was früher verschiedene Tools, Tabs und Teams brauchte, wird jetzt zu einem flüssigen Gespräch:

„Mach das.“ – Done.

Agenturen, aufgepasst: Die Spielregeln ändern sich

Besonders in Agenturen, Studios, Consulting-Firmen ist das Thema brisant.

Denn viele der klassischen Aufgaben – Research, Dokumentation, Analyse, Formatadaption – werden von AI Agents schneller, günstiger und (ja, oft) besser erledigt.

Aber:

Das bedeutet nicht, dass Menschen überflüssig werden.

Sondern, dass die Aufgaben sich verschieben.

Statt selbst zu layouten, orchestrierst du Layout-Agenten.

Statt alles selbst zu schreiben, kuratierst du den Output mehrerer Bots.

Statt Prozesse manuell zu mappen, entwirfst du den Flow der Agenten – inklusive Ethik, Transparenz und Qualitätskontrolle.

Der Mensch bleibt das Auge. Der Agent wird die Hand.

Zwischen Superkraft und Kontrollverlust

AI Agents sind mächtig. Aber sie sind nicht harmlos.

Denn Autonomie birgt Risiken:

  • Fehler reproduzieren sich automatisch
  • Quellen werden nicht immer korrekt gehandhabt
  • Agenten „halluzinieren“ Zusammenhänge
  • Urheberrechte verschwimmen
  • Entscheidungswege sind oft intransparent


Ein Beispiel:

Ein autonomer Recherche-Agent schreibt eine Marktanalyse auf Basis veralteter Daten. Der Text klingt überzeugend – ist aber faktisch falsch. Wenn niemand kontrolliert, landet das PDF beim Kunden. Mit potenziell fatalen Folgen.

Deshalb gilt: Agents sind keine Expert:innen. Sie sind fleißige Assistenten – und brauchen Führung.

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Die neue Rolle des Creative Director: Prompt Architect & Agent Trainer

In der Praxis entstehen dadurch neue Rollen:

  • Prompt Architect – definiert Ziele, Kontexte und Tonalitäten
  • Agent Trainer – überwacht Lernprozesse, korrigiert Bias, testet Reaktionen
  • Agent Strategist – denkt in Agentenflüssen statt in Projektplänen


Es ist nicht mehr wichtig, alles selbst zu können – sondern zu wissen, welcher Agent welche Aufgabe am besten erledigt.

Und genau hier zeigt sich:

Wer gute Agenten baut, braucht ein tiefes Verständnis von Zielgruppen, Marken, Contentlogik – und Verantwortung.

 

Was wir delegieren, müssen wir verantworten.

AI Agents sind keine Bedrohung. Sie sind ein Werkzeug.

Aber ein mächtiges – und deshalb braucht es Regeln.

Wer heute in digitalen Prozessen unterwegs ist, wird ihnen begegnen: als Helfer, als Gegenspieler, als Spiegel.

Worauf es jetzt ankommt?

Nicht auf noch mehr Tools.

Sondern auf Haltung:

  • Welche Aufgaben darf ein Agent übernehmen?
  • Wo beginnt kreative Verantwortung?
  • Wer prüft die Ergebnisse?
  • Und wie bleiben wir dabei menschlich?


Denn egal, wie viele Agenten du hast:

Es braucht jemanden, der weiß, wann man besser nicht automatisiert.

Let's talk

Agenten handeln, Führung bleibt

Autonome KI-Agenten übernehmen Aufgaben, schreiben Texte, organisieren Prozesse. Schnell, präzise – aber nicht ohne Risiko. Wer mit ihnen arbeitet, braucht mehr als nur Tools: Haltung, Überblick, Verantwortung. Wir zeigen, wie das geht.