04. Aug. 2025

featurecreep E-Commerce Strategie Produktmanagement Produktentwicklung

Most Useful Product – warum wir an den falschen Stellen zu viel bauen

Jasper von Bock

Warum Digitalprojekte ein Most Useful Product brauchen – nicht das nächste Fancy Feature

Am Anfang sind alle Feuer und Flamme. Ein neues Produkt, ein cooler Pitch, ein Team voller Ideen. Alle reden vom MVP – dem Minimum Viable Product. Die Mutigeren vom MLP – dem Minimum Lovable Product.

Aber: Was davon brauchen Nutzer*innen wirklich?

Was wird nicht nur gebaut, sondern tatsächlich genutzt? Willkommen bei der Frage, die zu selten gestellt wird: Was braucht der Kunde eigentlich wirklich?

Nipun-haldar-x1v6aogs9xy-unsplash

Was wäre, wenn …?“ ist der schönste Satz – und der gefährlichste.

In Phase 1 wird gedacht, geplant, gebaut. Es ist die Zeit großer Visionen und noch größerer Anforderungen. Alles soll möglich sein – am besten gleichzeitig. Schnell, schön, smart, skalierbar.

Doch während die Roadmaps wachsen, verliert sich der Blick für den Moment der echten Nutzung. Es wird für hypothetische Use Cases gebaut. Für Stakeholder, fürs nächste Meeting, fürs Ego.

Das Problem: Wenn alles wichtig ist, wird nichts wirklich nützlich.

Und aus einem durchdachten Produkt entsteht ein überladenes Projekt.

Phase 1: Es wird gedacht, geplant, gebaut

In dieser Phase fliegt das Geld und oft auch die Fantasie.

Alle wollen das Beste:

  • das schnellste Interface,
  • den schönsten Konfigurator,
  • die intelligenteste Suche.


Und natürlich soll alles skalierbar, innovativ und zukunftssicher sein.

Problem: Wenn alles wichtig ist – wird nichts nützlich.

Es wird für hypothetische Use Cases gebaut. Für interne Stakeholder. Fürs nächste Pitchdeck. Aber nicht für den echten Moment der Nutzung.

Phase 2: Die Realität klopft an

Dann kommt der Launch. Oder ein Livegang. Oder einfach der Alltag.

Und plötzlich zeigt sich:

  • Manche Features bleiben ungenutzt.
  • Einige Prozesse sind überfrachtet.
  • Und der eigentlich zentrale Use Case?

 Wurde irgendwo im Projekt-Nebel verschluckt.


Hier wird aus der Theorie Praxis und aus dem MVP ein WIP – ein Wahnsinnig Irrelevantes Produkt.

Bildschirmfoto 2024-06-05 um 15.20.33

Was also tun? Das Most Usefull Product (MUP) ins Zentrum stellen

Wir schlagen vor: Denken wir nicht nur in Viability oder Lovability. Denken wir in Usefulness.

Das MUP – Most Useful Product stellt eine andere Frage:

  • Was hilft dem Nutzer jetzt?
  • Was löst konkret ein Problem?
  • Was spart Zeit, Aufwand, Frust?

Es geht nicht um Verzicht, sondern um Fokussierung. Ein gutes MUP tut weniger – aber das Richtige.

Warum zu viel Geld schadet – und zu wenig oft hilft

Es klingt paradox – aber wir erleben es ständig:

Zuviel Budget bringt Komplexität, Aufblähung, Irrwege.

Begrenztes Budget bringt Klarheit, Erfindungsreichtum, bessere Fragen.

Not macht präzise.

Und präzise ist oft nützlicher als beeindruckend.

Wenn jedes Feature eine Kostenfrage ist, fragt man automatisch:

  • Brauchen wir das wirklich?
  • Ist das zentral oder nice-to-have?
  • Wie oft wird das tatsächlich genutzt?

Nein, wir sagen nicht, dass Budgetkürzungen die Lösung aller Probleme sind.

Aber: Das Mindset, das mit knappen Ressourcen einhergeht, ist nicht zu unterschätzen – und eine Perspektive, die fest zum Workflow gehören sollte.

Bildschirmfoto 2024-06-05 um 15.20.33

Warum viele Projekte scheitern – und was man dagegen tun kann:

  • Es gibt keine echte Priorisierung: Alles ist „wichtig“ – und damit wird nichts priorisiert.
  • Die Nutzerperspektive fehlt: Entscheidungen werden intern getroffen, nicht am Problem entlang.
  • Features werden Statussymbole: Man baut, was „cool“ wirkt – nicht, was gebraucht wird.
  • Pflege & Weiterentwicklung sind kein Thema: Der Fokus liegt auf dem Launch – nicht auf der Nutzung danach.

Was hilft? (Wirklich.)

  • Ein ehrliches „Was brauchen wir wirklich“- Workshopformat: Ziel: Einen klaren Kern definieren, auf den alle Entscheidungen rückführbar sind.
  • Live testen – mit echten Nutzer*innen, echten Problemen: Keine Laborumgebung, keine Zielgruppen-Fantasie. Sondern echter Alltag.
  • Weniger Roadmap, mehr Nutzen-Kern: Jede Roadmap beginnt mit einer Hypothese: „Das könnte wichtig werden.“ Das MUP fragt: „Was ist jetzt nützlich – für möglichst viele?“
  • Mut zur Reduktion: Radikale Frage: Wenn wir morgen live gehen müssten – was wäre drin? Und was nicht?

Fazit:

Ein MUP ist kein Kompromiss.

Es ist ein Haltungstest.

Wer digital baut, muss bereit sein, den Fokus zu halten  - gegen interne Begehrlichkeiten, gegen technische Spielereien, gegen Feature-Fetisch.

Denn am Ende geht es nicht darum, alles zu können.

Sondern das Richtige zu tun.

  • Für die Nutzer*innen.
  • Für den Markt.
  • Für echten Fortschritt.

MUP statt MVP. Wirklich nützlich statt nur möglich.

 

Let's talk

Statt „Alles drin“ lieber „Alles, was wirkt“.

MVPs enden oft in Feature-Wildwuchs. Wir helfen dir, Klarheit zu schaffen – mit einem MUP-Check, der Fokus bringt und echten Nutzen sichtbar macht.