25. Jul. 2025

Endgegner Maintenance Kommunikation Projektmanagement E-Commerce

„Und plötzlich ist Alltag“ – Warum er die Challenge für digitale Projekte ist.

Jasper von Bock

Am Anfang läuft alles wie geschmiert. Ein neues Setup, ein Relaunch, eine frische Plattform – endlich wieder Drive im Team!

Man diskutiert auf Augenhöhe, trifft schnelle Entscheidungen, hat ein gemeinsames Ziel vor Augen. Kommunikation läuft. Verantwortung ist klar. Man ist motiviert, präsent und lösungsorientiert.

Doch dann – wie aus dem Nichts – ist er da: der Alltag. Und wie in jeder guten Beziehung ist das kein Zeichen des Scheiterns, sondern der Moment, in dem die eigentliche Arbeit beginnt

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Zwei Phasen, die fast jedes Projekt durchläuft

Ob man will oder nicht – Projekte folgen oft einem ähnlichen Muster. Erst kommt der Schwung. Dann der Alltag.

Beide Phasen haben ihre Berechtigung. Aber sie stellen Teams vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.

Phase 1: High Energy

In dieser Projektphase stehen im Mittelpunkt:

  • klare Verantwortlichkeiten
  • ein gemeinsamer Fokus
  • schnelles Feedback
  • eine hohe Interaktion


Man hört einander zu. Alle sind sichtbar. Der Code lebt. Das Konzept wächst. Meetings fühlen sich produktiv an. Man hat das Gefühl: „So müsste es immer laufen.“
Spoiler: Tut es nicht.

Phase 2: Der Alltag setzt ein

Deadlines sind erreicht. Systeme laufen.

Plötzlich geht’s nicht mehr um Konzeption, sondern um Pflege, Prozesse, Präzision.

Die Energie verlagert sich. Nicht, weil jemand „faul“ wird – sondern weil der Alltag eben ein anderes Spielfeld ist.

Und dann kippt etwas:

  • Verantwortlichkeiten verschwimmen
  • Kommunikation wird kürzer – oder gar zögerlicher
  • Entscheidungen ziehen sich
  • Frust macht sich breit, subtil, wie in einer langjährigen Beziehung ohne gemeinsame To-do-Liste
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Was das mit Beziehungen zu tun hat – ernst gemeint

Langfristige Beziehungen (egal ob privat oder im Business) brauchen Struktur, nicht Drama. Alltag ist nicht das Gegenteil von Innovation, sondern ihr Prüfstand.

In der Systemtheorie spricht man von „Pflegearbeit“: Nicht sexy, nicht laut – aber zentral. Auch die Psychologie der Beziehungspflege (z.B. John Gottman) zeigt:

Es sind nicht die großen Gesten, sondern die regelmäßigen, kleinen Investitionen, die Beziehungen stabil machen.

In der Beziehung wie im Projekt bedeutet das:

  • Zuständigkeiten klären, wenn kein akuter Druck besteht
  • Kommunikationsroutinen etablieren, auch wenn nichts „brennt“
  • gemeinsam reflektieren, ohne dass eine Krise droht


Der digitale Alltag ist nicht der Feind. Aber er verzeiht keine Unklarheit.  

Warum es oft scheitert

  • Es fehlt eine Langzeitstrategie: Der Fokus liegt auf dem Projektstart – nicht auf dem Betrieb danach.
  • Pflegearbeit wird unsichtbar: Wer Inhalte einpflegt, Fehler sammelt, Tools aktualisiert, Prozesse moderiert – wird selten gesehen.
  • Verantwortung wird diffus: „War das deine Aufgabe?“ oder „Ich dachte, das ist im Scope von XY.“ oder „Hatte keine Zeit, das auch noch zu übernehmen.“
  • Kommunikation sinkt unter die Reizschwelle: Meetings werden seltener. Feedback bleibt aus. Die Beziehung verläuft – im wahrsten Sinne – im Sand.


Ein Team, das nicht bewusst kommuniziert, driftet – ohne dass es jemand will oder merkt.

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Was hilft? (Und zwar nachhaltig)

  • Pflege professionalisieren: 
    - Pflege ist kein „Restposten“ – sondern eine eigene Disziplin.
    - Digitalprojekte brauchen Pflegekonzepte wie Beziehungen Beziehungsarbeit.
    - Feste Rollen. Geklärte Zeitbudgets. Priorisierte Backlogs. Regelkommunikation.

    Tipp aus der Arbeitspsychologie: Rollen müssen nicht nur definiert, sondern auch emotional akzeptiert sein, damit Verantwortung wirklich übernommen wird.

  • Strukturiertes Erwartungsmanagement:
    - Nicht alles wird einfacher nach dem Relaunch.
    - Nicht alles bleibt so dynamisch wie in der heißen Phase.
    - Aber man kann sich vorbereiten – mit realistischen Zielen, klaren Übergaben, definierten Verantwortungen.

  • Verbindliche Routinen:
    - Monatliche Systemchecks
    - Quartalsweise Strategierunden
    - Wöchentliche Mini-Syncs (15 Min: Was läuft/stört?)

    Diese Formate sind keine Zeitfresser, sondern Beziehungsversicherung.

    Studien zeigen: Teams mit klaren Kommunikationsroutinen sind resilienter und treffen bessere Entscheidungen – auch unter Druck.

  • Konflikte zulassen, bevor sie eskalieren
    - Unzufriedenheit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Komplexität.
    - Digitale Systeme sind mehrschichtig. Teams auch.
    - Wenn jemand „genervt“ ist, ist das oft ein Signal, dass Strukturen angepasst werden müssen – nicht, dass jemand „nicht passt“.

Fazit:

Der Alltag ist keine Krise. Aber wer ihn ignoriert, riskiert den Projektstillstand – oder, schlimmer: das leise Versanden.

Ob privat oder digital:

  • Die eigentliche Qualität einer Beziehung zeigt sich nicht im Start, sondern im Betrieb.
  • In kleinen Routinen. In der Bereitschaft, auch an unspektakulären Tagen präsent zu sein.

In der Haltung: „Wir sind noch da – und wir kümmern uns.“

 

Let's talk

Sie merken: Ihr Projekt braucht mehr als nur einen guten Start?

Wir unterstützen Teams dabei, den Alltag produktiv zu gestalten – mit Struktur, Klarheit und ehrlichem Support und Maintenance.

Ob Relaunch-Begleitung, Maintenance-Konzept oder Kommunikationsroutine: Wir denken weiter, wo andere aufhören.

Lassen Sie uns sprechen.